Zum Inhalt springen

Sonstiges  

„Müssen weiter an den Strukturen innerhalb unseres Verbandes arbeiten“

Die VHA-Grundsatzrede des BTTV in Schrift, Bild und Ton

BTTV Präsident Konrad Grillmeyer ging in seiner Grundsatzrede auf Licht und Schatten ein. Fotos: Nils Rack

Die Grundsatzrede des amtierenden Präsidenten ist seit nunmehr vielen Jahren ein zentraler Programmpunkt der Eröffnungsveranstaltungen der Jahrestagung von BTTV Verbandstag bzw. Verbandshauptausschuss. Auch heute beim VHA 2023 in Bad Windsheim nutze Konrad Grillmeyer die Gelegenheit in einer gut 15-minütigen Ansprache auf aktuelle Brennpunktthemen, Entwicklungen und Herausforderungen in und für die Verbandsarbeit einzugehen. Grillmeyers Rede ist nachstehend in voller Länge im Wortlaut nachlesbar und kann außerdem als Video auf unserem YouTube-Kanal gehört und gesehen werden.

Liebe Sportkameradinnen und Sportkameraden, sehr verehrte Gäste,

ich möchte heute noch einmal meine Aussagen zum Verbandstag 2022 reflektieren. Dabei hatte ich angekündigt, dass wir unseren Verband weiterhin vorausschauend und zukunftsorientiert gestalten müssen. Das heißt, wir dürfen uns nicht zufrieden geben mit dem Erreichten, sondern wir müssen weiter an den Strukturen innerhalb unseres Verbandes arbeiten. Denn Stillstand bedeutet in dieser schnelllebigen Zeit „Rückschritt“. Ich denke, einen Rückschritt können und dürfen wir uns nicht leisten.

Um uns unsere Verbandsstrukturen näher anzusehen, haben sich die Mitglieder des Verbandsauschusses im November 2022 darauf geeinigt, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die sich mit dieser strukturellen Thematik beschäftigen sollte. Das erste Zwischenergebnis wurden beim nachfolgenden Verbandsausschuss im April 2023 von der Arbeitsgruppe präsentiert. Natürlich kommen bei so einem Prozess Ergebnisse zustande, die nicht jedem gefallen können und gefallen müssen. Dennoch halte ich es für unerlässlich, an solch wichtigen Themen konstruktiv zu arbeiten und diese bei erster auftauchender Kritik nicht sofort zum Stillstand zu bringen. Gerade im Hinblick auf die auf uns zukommenden Aufgaben und Entwicklungen in unserem Sport, ist meines Erachtens eine Änderung in unseren Führungsstrukturen nicht nur notwendig, sondern bereits überfällig. So driftet zum Teil der Anspruch der Aufgaben im ehrenamtlichen Präsidium mit der Wirklichkeit deutlich auseinander. Viele unserer Aufgaben haben wir die letzten Jahre auf das Hauptamt verschoben, um nicht zu sagen abgewälzt, um zumindest noch die übrigen Aufgaben erfüllen zu können. Im rechtsgeschäftlichen Verkehr bedeutet dies in einigen Fällen, unser Hauptamt handelt mit einer sog. „Duldungsvollmacht“, die letztendlich für unseren Verband eine verbindliche Wirkung beinhaltet, aber die rechtlich grundsätzlich fragwürdig ist. Ich möchte hier nochmal daran erinnern, dass die Mitglieder des Präsidiums für unseren Verband haften.

Ich halte es daher für unerlässlich, dass die im Stillstand befindliche Arbeitsgruppe wieder aktiviert wird und sich diesen dringenden Themen der strukturellen Neuaufstellung widmet. Denn wenn wir weiterhin als vorausschauender und zukunftsorientierter Verband in Deutschland gelten wollen, müssen wir handeln.

Ich habe am Verbandstag 2022 versucht an einigen Beispielen aufzuzeigen, wo die Aufgabenerfüllung von ehrenamtlichen Personen auf das hauptamtliche Team der Geschäftsstelle zum großen Teil übergegangen ist. Geändert hat sich an der Ausgangslage dadurch bis jetzt nichts!

Es ist mir daher ein Bedürfnis, nochmals kurz die Entwicklungen aufzuzeigen und in Erinnerung zu rufen.

So haben wir vor einigen Jahren den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit professionalisiert, um den gestiegenen Anforderungen gerecht werden zu können. Ich denke, das ist uns mit den hauptamtlichen Mitarbeitern, zu Beginn Florian Leidheiser und jetzt Jürgen Renner sowie Barbara Jungbauer gut gelungen und darf durchaus als Erfolg angesehen werden.

Ebenso haben wir vor einigen Jahren den Bereich der „Traineraus- und Fortbildung“ mit allen zugehörigen Zweckbereichen aus dem Verband ausgegliedert, in dem wir ein eigenes gemeinnütziges Unternehmen u.a. unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten gegründet haben. Auch diese Gesellschaft, unter ihrem Geschäftsführer Michael Hagmüller, hat sich überaus positiv entwickelt und entspricht voll unseren Vorstellungen. Sowohl bei den inhaltlichen Themen wie auch finanziell ist die Gesellschaft bestens aufgestellt. Sämtliche Angebote werden von unseren Mitgliedern gerne angenommen und besucht. Das wir hier den richtigen Weg gegangen sind, zeigt unter anderem, dass sich einige andere Landesverbände bei uns melden und ihr Interesse daran bekunden.

Nur mit entsprechendem hauptamtlichem Einsatz und hauptamtlicher Verantwortung lässt sich noch die EDV-technische Ausgestaltung unseres Spielbetriebs und unserer Verwaltung regeln. Kein ehrenamtlicher Funktionsträger in Bayern hat das Know-How, diesbezüglich nicht nur die fehlerfreie Umsetzung zu garantieren, geschweige denn, die Entwicklungen, die notwendig sind oder gewünscht werden, voranzutreiben. Deshalb sind die Profis in diesem Bereich – ich möchte hier besonders Nils Rack nennen, der sich federführend in der ARGE click-TT und im Steuerkreis einbringt – und deren Expertise sowie die vertrauensvolle Umsetzung ohne ehrenamtliche Mitwirkung unverzichtbar.

Und natürlich muss ich in diesem Zusammenhang auch auf unseren Leistungssport zu sprechen kommen.

Einmal mehr muss ich dabei auf das Fehlen einer eigenen Halle für unseren Bundesstützpunkt hinweisen. Vielleicht können es manche schon nicht mehr hören – auch mir geht das manchmal so –, aber dieses fast nicht mehr endend wollende Thema können und dürfen wir nicht aus dem Auge verlieren. Einmal mehr haben wir erneut einen Förderantrag beim Bayerischen Staatsministerium des Inneren zusammen mit dem Bayerischen Hockey-Verband (BHV) und dem Münchner Sportclub (MSC) gestellt, da wie bereits bekannt war unser Antrag aus dem letzten Jahr erneut verschoben wurde. Zumindest wurde er nicht abgelehnt und wir dürfen immer noch auf einen positiven Bescheid hoffen. Wann dies der Fall sein wird, „steht wohl in den Sternen“.
Dass dieses Projekt einer ständigen Begleitung bedarf, versteht von selbst. Jedoch kann dies von ehrenamtlicher Seite keinesfalls bewältigt werden, da bei diesen spezifischen Themen für spontane Besprechungen und detailintensiven Diskussionen mit Entscheidungsträgern weder der erforderliche Zeitbedarf noch das Detailwissen vorhanden ist. Wir haben deshalb unseren Geschäftsführer mit entsprechenden Mandaten ausgestattet, das Projekt voranzutreiben, weshalb ich mich an dieser Stelle bei unserem Geschäftsführer Dr. Carsten Matthias bedanken möchte.

Dass wir trotz der schwierigen Rahmenbedingungen im Nachwuchsleistungssport immer noch hervorragende Ergebnisse erzielen, ist insbesondere auf unsere Referentin Leistungssport, Krisztina Toth und dem dazugehörigen Trainerteam zurückzuführen. Sie leisten trotz der widrigen Hallenumstände schon seit Jahren außergewöhnlich erfolgreiche Arbeit. Dies ist umso mehr zu schätzen, da alles, was den Leistungssport betrifft, wie die Bereiche Training, Kader sowie Veranstaltungen vom hauptamtlichen Trainerteam eigenverantwortlich im Rahmen der Haushaltsvorgaben unter Mithilfe der Geschäftsstelle umgesetzt wird. Letztendlich wäre auch in diesem Bereich eine ehrenamtliche Führungskraft überfordert, insbesondere weil die sportpolitischen Aspekte und stetigen Neuerungen – ich nenne hier beispielhaft den Verteilerschlüssel der Staatsmittel, die überarbeiteten Sportförderrichtlinien, die LA-L-Auswertungen und die WTT-Turniere enorm viel Zeit und Hintergrundwissen erfordern.

Nun zum Thema Vereinsservice. Wie es leider schon seit Jahren zu berichten gilt, mussten wir einen nicht unerheblichen Rückgang im Mitgliederbereich hinnehmen. Es ist uns noch nicht gelungen, diesen Trend nachhaltig aufzuhalten oder gar umzukehren. Die Pandemiezeit hat die Situation zunächst verschärft. Deshalb frage ich: Liegt die vorherrschende Mitgliederentwicklung daran, dass wir unseren Vereinen nicht die dafür erforderlichen Angebote und Möglichkeiten nahebringen? Oder Bedarf es noch weiterer Angebote? Sind unsere Beratungs- und Unterstützungsleistungen möglicherweise nicht ausreichend?

Wir auf Verbandsebene oder die Bezirke können den Vereinen nur unsere Angebote und Unterstützung zur Verfügung stellen; annehmen und umsetzen müssen dies aber die Vereine selbst.

Die Mitgliedergewinnung soll nicht nur, sondern muss eigentlich im Interesse eines jeden Vereins sein, denn nur dann ist der Fortbestand des Vereins oder der Abteilung gesichert.

Das Präsidium hatte sich deshalb dazu entschlossen, auch diesen Bereich professioneller aufzustellen, da die Aufgabe nach unserer Meinung in einer ehrenamtlichen Struktur nicht mehr zu bewältigen ist. Das jede Veränderung von einer ehrenamtlichen Struktur in eine hauptamtliche Struktur nicht kostenneutral erfolgen kann, versteht sich eigentlich von selbst. Beim Verbandsausschuss im November 2022 sollte dieser Übergang vollzogen werden, die Delegierten lehnten aus Kostengründen diesen nächsten Schritt jedoch mehrheitlich ab.

Es erfolgt daher bei diesem Verbandshauptausschuss nochmals der Versuch eine Professionalisierung im Vereinsservice zu ermöglichen, mit einem entsprechenden Antrag unseres Vizepräsidenten Florian Wäsch.

Natürlich ist es für mich eine Selbstverständlichkeit auch auf unsere finanziellen Verhältnisse in unserem Verband einzugehen. Dabei möchte ich keinesfalls ins Detail gehen, denn dies ist die Aufgabe unseres Vizepräsidenten Finanzen und dieser wird im späteren Verlauf unserer Tagung noch ausführlich darauf eingehen. Ich möchte aber über die grundsätzliche Entwicklung unserer finanziellen Verhältnisse sprechen.

Wir müssen im Haushaltsjahr 2022 leider wieder ein negatives Ergebnis ausweisen – vorher zuletzt in 2018 – und ich habe die Befürchtung, dass sich das Ergebnis in 2023 nicht verbessern wird, auch wenn einige Sondereffekte hoffen lassen. Die Gründe für die finanzielle Situation sind vielfältig, aber der Hauptgrund liegt wohl derzeit in der enormen, inflationären Entwicklung in unserem Land. Dass davon auch wir nicht verschont bleiben, muss jedem klar sein. So werden auch wir nicht umherkommen unsere Einnahmequellen zu erhöhen, wenn wir unsere Dienstleistungen auf dem jetzigen Niveau halten wollen. So hat zum Beispiel der Bayerische Landes-Sportverband auf seinem kürzlich abgehaltenen Verbandstag bereits eine Anhebung seiner Mitgliedsbeiträge ab 2024 und 2025 jeweils um 10 % beschlossen. Eine große Mehrheit der Delegierten aus den BLSV Kreisen und -Bezirken und den Fachverbänden haben dem zugestimmt.

Alle unsere Vorhaben und Projekte stehen dabei immer unter dem Vorbehalt des finanziell Machbaren. Wenn wir aber weiterhin als moderner, vorausschauender und zukunftsorientierter Verband gelten wollen, muss uns das auch das nötige Geld wert sein.

Es gäbe sicherlich noch andere Bereiche in unserem Verband auf die ich eingehen könnte, verweise aber hierzu auf den schriftlichen Bericht des Präsidiums.

Anmerken möchte ich aber noch, dass sich hauptsächlich unsere hauptamtlichen Mitarbeiter – zusammen und im Austausch mit den ehrenamtliche Präsidiumsmitglieder – in Aufgaben und Projekte bei unseren Dachverbänden engagieren. Diese zum Teil recht zeitaufwendigen Aufgaben belasten sehr, sie sind aber nicht nur für unseren Landesverband unerlässlich. Es geht auch darum, unsere Ideen dort einbringen und möglichweise auch verwirklichen zu können. Und es geht darum, dass im Nachhinein durch Korrekturen nicht noch höhere Kosten entstehen.

Als Fazit dieser von mir aufgezeigten Entwicklungen und Beispiele sieht das Präsidium eine seiner wichtigsten Aufgaben darin, unseren Verband strukturell so aufzustellen, dass eine professionelle und zukunftsorientierte Dienstleistung für unsere Vereine nachhaltig gesichert ist.

Zum Schluss möchte ich noch Danke sagen

an meine Kollegen im Präsidium für ihre Mitarbeit und Unterstützung, insbesondere meinem Stellvertreter Wolfgang Popp, allen Mitarbeitern der Geschäftsstelle für ihren unermüdlichen Einsatz und ihre Unterstützung, insbesondere dem Geschäftsführer Dr. Carsten Matthias und seinem Stellvertreter Nils Rack, unseren Trainern, koordiniert durch Krisztina Toth, und den lizensierten Schiedsrichtern unter VSRO Joachim Car, den Vorsitzenden und Vorständen in den Bezirken, sowie allen Fachwarten auf allen Ebenen für ihr weiteres Engagement in unserem Verband, und auch allen Förderern, Spendern und Unterstützern des Bayerischen Tischtennis-Verbands.

Herzlichen Dank!

Lasst uns versuchen gemeinsam einen Weg zu finden, unseren Verband in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.

Auf Video aufgezeichnet.

Ähnliche Nachrichten

Aktuelle Beiträge

Sportentwicklung

Einladung Kreistag 2018

Liebe Sportfreunde,anbei die Einladung zum diesjährigen Kreistag.Viele GrüßeDaniel Geßenich Kreisvorsitzender